Samstag, 1. August 2015

You call it Africa, we call it home!

Vorgestern war es soweit. Laura und ich mussten uns von den Kindern, vom Projekt, von unseren Mitarbeiterinnen (Mamas), unserer Chefin und von unserem Zuhause des letzten Jahres verabschieden. Oft hab ich mich gefragt, wie dieser Tag denn ablaufen würde und wie der Abschied verlaufen würde und ich habe mir vorgestellt, wie ich mich denn fühlen werde, aber wirklich bereit ist man dann trotzdem nicht. Auch wenn man sich natürlich auf seine Familie und Freunde freut, ist man dennoch, sehr traurig über den bevorstehenden Abschied. Sehr seltsam war es für uns, unser 8qm kleines Zimmer, unser Leben des letzten Jahres in unseren natürlich viel zu kleinen Koffer zu stopfen.
Letztendlich haben wir es dann aber doch geschafft und wurden schon etwas emotional als wir unser (immer unordentliches) Zimmer so leer und kalt vor uns sahen. 
Ein Tag zuvor hat unsere Chefin für uns einen Farewell Braai veranstaltet und wir konnten nochmal das vergangene Jahr Revue passieren lassen und die Zeit mit den Freiwilligen, Mamas und Kindern genießen und uns in Ruhe verabschieden. 
Als dann der Moment des wirklichen Abschiedes kam, konnten Laura und ich unsere Tränen nicht stoppen und mussten gemeinsam mit den Kindern weinen. Wir haben ihnen erzählt, dass wir zurück nach Deutschland müssen,welches sehr weit weg ist, da unsere Familie uns vermisst und dass wir erstmal nicht wiederkommen werden und darüber auch sehr traurig sind. 
Wie viel sie davon letztendlich verstanden haben, kann ich ehrlich gesagt nicht genau sagen, aber dass sie uns für lange zeit nicht wiedersehen werden, haben sie denke ich alle verstanden..

Nun bin ich hier auf dem End of stay Seminar und wir reden nochmal über unsere vielen Erfahrungen und vor allem darüber, wie es sein wird, wieder in Deutschland zu sein und über den "Reverse Culture Shock"- der Kulturschock, den man hat wenn man nach langer Zeit wieder in seiner Heimat ankommt und einem vieles auffällt was einem vorher nie so richtig aufgefallen ist.
Aber wie sich das bei mir zeigt, werde ich dann berichten, wenn ich wieder daheim bin. 

Ich möchte mich hiermit noch einmal ganz herzlich für die zahlreiche finanzielle und mentale Unterstützung bedanken, die ich vor und während meines Freiwilligendienstes erhalten habe und es mir somit ermöglicht wurde, ein Jahr in diesem wunderschönen Land mit großartigen Leuten zu verbringen. Südafrika ist mein zweites Zuhause und meine zweite Heimat geworden! Und eins ist sicher: Ich werde zurückkommen! 
So viel habe ich gelernt, ich habe sehr arme Menschen, sehr reiche Menschen, schwarze,weiße, farbige, Afrikaans, Zulu, Tswana, Xhosa, Sotho und und und kennengelernt. Und doch eines habe ich gelernt: wir sind alle eins, we are all African!  

Donnerstag, 5. März 2015

This is Africa!



Halli Hallo ihr lieben :)
 Ich dachte mir, dass es mal wieder Zeit wird, etwas von mir hören zu lassen. Es ist viel passiert; sowohl im ABBA House als auch in meinem Leben. 
Erst einmal gibts eine großartige Veränderung hier im Haus: Wir haben nun Psychologinnen, die individuell und fokussiert auf die Traumata der Kinder arbeiten. Sie kommen drei Mal die Woche: Montags zur Besprechung mit dem gesamten Staff. In dieser Besprechung sprechen wir über jedes einzelne Kind (Stärken/Schwächen, Probleme, Trauma/Vergangenheit) und sie geben uns Tipps, wie man am besten mit dem jeweiligen Kind umgehen sollte. Was mir besonders an diesen Besprechungen gefällt, ist, dass sie uns immer wieder daran erinnern, dass man den Unterschied zwischen einem Trauma und der Ungehorsam eines Kindes erkennen muss. Bevor man das Kind bestraft/diszipliniert, sollte man sich folgende Fragen stellen: "Wieso verhält sich das Kind so? Hat dieses Verhalten womöglich etwas mit seiner Vergangenheit zutun? Welche Art der Disziplinierung ist nun eigentlich angemessen?"
Jeden Mittwoch arbeiten sie dann direkt mit den Kindern. Sie versuchen spielerisch die Hintergründe und Probleme der Kinder herauszufinden. Dies stellt sich oft als leider nicht so einfach heraus, da, wie ich schon erwähnte, die Kinder aus unterschiedlichen sprachlichen Hintergründen stammen und manchmal auch so gut wie noch gar nicht sprechen können. Die Psychologinnen versuchen, die Kinder mit Afrikaans und Englisch zu erreichen.
Jeden Freitag sind die beiden Frauen dann für uns Mitarbeiter da. Wenn es irgendetwas gibt, was uns belastet oder worüber wir reden möchten, sind sie für uns da. Das kann alles sein und muss nicht das Projekt betreffen. 
Des Weiteren wurde uns vor kurzem erzählt, dass Mitte Juni ein großer Umbau im Haus stattfinden wird. Dazu werde ich euch aber genauer berichten, wenn auch ich genaueres weiß. 

Dass die ein oder andere Freudenträne bei mir fallen würde, hatte ich nicht erwartet, als meine Eltern am dritten Februar vorm Gate des ABBA House standen, um mich für 12 Tage zu besuchen. Klar hatte ich mich riesig gefreut, meine Eltern nach fast 6 Monaten endlich wieder zusehen, aber als sie dann ankamen war ich von meinen eigenen Gefühlen überwältigt. Noch nie war ich auch nur annähernd so lange von ihnen getrennt und es war unglaublich schön nach so langer Zeit der Selbstständigkeit, einfach mal wieder Kind zu sein, dass von seinen Eltern verwöhnt wird. :) Denn bei Mama und Papa ist es doch einfach immer am schönsten! 
Gemeinsam haben wir uns die Gegend um Pretoria und Joburg angeguckt und ich habe ihnen ein wenig gezeigt wie ich hier so lebe, was meine Arbeit ist und wo ich mich sonst so rumtreibe. Außerdem haben wir uns dann auf eine Safari im Krüger Nationalpark begeben und waren auch einige Tage im Swasiland. Wir haben die gemeinsame Zeit unglaublich genossen und waren dementsprechend traurig als wir uns dann für weitere 5 Monate von einander verabschieden mussten. Dennoch ist mir wieder einmal klargeworden, was für unglaublich tolle Eltern ich habe und wie unendlich dankbar ich bin, dass sie einfach immer an meiner Seite stehen. DANKE Mama und Papa! 






Nach einer Woche im ABBA House gings für Laura und mich dann zum Midstay Seminar von AFS in den Drakensbergen. Dort trafen wir dann auf alle anderen Freiwilligen und es gab natürlich unglaublich viel zu berichten. Wir haben uns gegenseitig unsere Projekte vorgestellt und über unsere
Erfahrungen und Probleme gesprochen und auch darüber, wie man diese lösen könnte. Was sehr interessant zu sehen war, waren die Gefühlsskalen die jeder zeichnen und erklären musste und wo jeder dann seine Ups und Downs des vergangenen halben Jahres anzeichnen musste. In dieser Situation hat man besonders mit den anderen mitgefühlt und es hat einem selbst gezeigt, dass man nicht alleine ist und wie normal es ist, wenn man mal schlechte Tage hat und dass nach jedem Down ein Up kommt. 
Glücklicherweise hatten wir beim Seminar auch die Möglichkeit, ein bisschen die wunderschöne Natur der Drakensberge zu bestaunen und außerdem haben wir auch einen Ausflug nach Lesotho gemacht. Nachdem wir an der Grenze dann erstmal einen Stempel in unseren Passport bekommen haben, kamen wir nach ca 1 Stunde Schotterpiste in einem Dorf an, wo wir uns die Schule angeguckt haben, ein wenig wandern waren, traditionelles Bier probieren durften und schließlich auch eine Sangoma (traditionelle Heilerin) getroffen haben. 
Besonders erstaunt hat mich, dass etwa nur 5% der Bevölkerung Strom hat und dass es etwa 4 Jahre braucht, bis der beantragte Reisepass auch beim Antragssteller ankommt. Allgemein ist Lesotho aber ein total inspirierendes und beeindruckendes Land und ich würde jedem empfehlen,der in Südafrika ist, einen Abstecher nach Lesotho zu machen. Allerdings braucht ihr, einen super Geländewagen oder ein Pferd, die Straßen sind nicht so toll. :D










Das wars dann auch erstmal von mir :) Ich hoffe, dass der Frühling bald vor der Tür steht und ihr nicht mehr so frieren müsst ! Bei uns wirds langsam morgens und abends etwas frischer, was mich aber ziemlich erfreut, da ich langsam keine Lust mehr auf die Hitze hab. 
Somit startet nun die zweite Hälfte meines Freiwilligendienstes in Südafrika und ich blicke vorfreudig
 in die Zukunft. 
Liebe Grüße!

Ps. Dieses Paket meiner Eltern ist vor etwa 2 Wochen hier angekommen und wurde Anfang Oktober abgeschickt. Das zeigt, wie wichtig Geduld hier ist und dass man einfach nach dem Motto "This is Africa!" lebt. 


Freitag, 16. Januar 2015

Happy New Year!

Frohes Neues euch allen! Ich hoffe, ihr hattet besinnliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr. 
Ich weiß, ich bin ein bisschen spät  dran, aber im Projekt gabs grade jetzt besonders viel zu tun .. Arbeit, die in den Sommerferien nicht erledigt wurde. Ja ganz genau, Sommerferien. Hier in Südafrika ist gerade  Hochsommer und auch für mich gabs deswegen ein paar Wochen Ferien ! Ich habe dieses genutzt , ein wenig was von Land und Leute zu sehen. Meine beste Freundin aus Deutschland, Marina, welche gerade einen Freiwilligendienst in Kapstadt macht, hat mich in Pretoria besucht und gemeinsam sind wir nach Durban gereist. Durban ist eine sehr interessante Stadt mit einem starken indischen Touch. Dort leben die meisten Inder außerhalb von Indien. Marina und ich haben  uns dort einige indische Märkte angeguckt und haben einfach mit dem normalen Stadtbus die Stadt erkundet. 
Nach drei Tagen Durban, sind wir mit dem Bus weiter nach Jeffreys Bay gefahren, wo wir drei andere Freiwillige Louisa, Rike und Stella getroffen haben. Mit den dreien haben wir weiter die wunderschöne Gardenroute bereist. Die Landschaft ist einfach unfassbar schön und es gab viele Momente in denen wir uns einfach stauend und schweigend umschauten und unser Glück kaum fassen konnten, das alles sehen zu dürfen. 
Nach einigen Stopps an der Garden Route, kamen wir dann pünktlich am 24.Dezember in Kapstadt an und haben dort mit einigen Freiwilligen, Südafrikanern und einem Simbabwer Weihnachten gefeiert. 
Außerdem hatten wir das Glück, dort bei anderen Freiwilligen unterzukommen und mit ihnen eine super Zeit zu verbringen. 
Da Fotos ja bekanntlich mehr sagen als Worte, hier einige Eindrücke der Reise:

Mit Marina am Strand in Durban


Sandboarding in Jeffreys Bay

Unsere Reisegruppe:) 



Tsitsikamma National Park




Plettenberg Bay

Knysna

Straußenbesichtigung und -reiten in Oudtshoorn

Sonnenuntergang am Kap Agulhas - südlichster Punkt Afrikas und der Ort wo zwei Meere Aufeinander treffen

Aussicht während unserer Wanderung zur Spitze des Tafelberges

Pinguine, die sich lieb haben 



Frühstück auf dem Signal Hill (mit Blick auf den Tafelberg)

Und noch einmal ein dickes Danke an meine Reisegruppe! Ihr vier habt diesen Urlaub unvergesslich gemacht :)


Am 3. Januar gings dann für uns aber auch schon wieder zurück nach Gauteng (Provinz in der sich Johannesburg, Pretoria etc. befindet) und am 5. gings dann für mich auch wieder an die Arbeit. Ich hatte die kleinen Racker mittlerweile auch schon ziemlich vermisst  und habe mich echt gefreut, sie wiederzusehen. 
Veränderungen gabs im Projekt eigentlich so gut wie keine, außer dass ein Kind an eine Pflegefamilie vermittelt werden konnte und sie sind allesamt wohl auf. 
Ende des nächsten Monats ist dann auch schon unser Midstay (Seminar, dass nach der Hälfte unseres Aufenthalts stattfindet). Dort werden wir uns gegenseitig unsere Projekte vorstellen und über unsere Erfahrungen, Erlebnisse und Probleme austauschen. Ich freue mich echt total, meine Mitfreiwilligen wiederzutreffen, die ich nun auch schon fast ein halbes Jahr nicht gesehen habe. Außerdem bin ich total gespannt darauf, was sie so zu erzählen haben. 
Ich kann es echt nicht fassen, dass nun schon fast die Hälfte vorbei sein soll. Ich meine, klar, mein Englisch hat sich verbessert, ich hab mir schon viele Redensgewohnheiten und andere Gewohnheiten angeeignet und allgemein ist das Abba House zu meinem Zuhause geworden und alles was ich hier so tue ist alltäglich für mich geworden, doch trotzdem frage ich mich: Wo ist die Zeit geblieben ? So viel habe ich erlebt und doch ist die Zeit an mir vorbeigeflogen. 
Ich blicke positiv in die Zukunft und bin gespannt, was sie so mit sich bringt. Natürlich werde ich versuchen, euch auch weiterhin so gut es geht auf dem Laufenden zu halten. 

Sommerliche Grüße sende ich euch ins kalte Deutschland und ich hoffe, euch geht es mindestens so gut wie mir :)


Montag, 24. November 2014

Was ist typisch Südafrika? (2. Teil)


Wie versprochen kommt nun der zweite Teil von "Was ist typisch Südafrika?". Tut mir leid, dass es so lange ruhig um mich war. Die Internet Situation ist hier leider nicht die Beste momentan. 

Beginnen möchte ich einfach mal mit dem typischen Essen der Südafrikaner. Ob schwarz, weiß oder coloured, jeder hier liebt Braai! Braai ist das Wort für Grillen in Afrikaans. Es gibt sogar den National Braai Day (Heritage Day) an dem alle Leute frei haben und man den Tag mit nem Braai verbringen kann. Die Leute sind einfach süchtig nach Braai. Allgemein wird hier unglaublich viel Fleisch gegessen. Auf den Grill kommt dann auf jeden Fall Chicken und auch die Boerewors (sowas wie Bratwurst). Dazu gibts dann Pap. Pap ist ein aus Maismehl hergestellter Brei, den die Leute hier zu nem Braai aber auch zwischendurch oder zum Mittag oder Abends, also eigentlich immer gerne essen. Als Snack für zwischendurch wird Biltong gegessen. Biltong ist getrocknetes Fleisch, welches man von jeglichem Tier bekommen kann (Straußenfleisch ist sehr beliebt).
Chicken, Pap, Boerewors und Biltong wird von allen verschiedenen Bevölkerungsgruppen gegessen. Natürlich gibts dann noch von Herkunft zu Herkunft unterschiedliche Gerichte, welche abhängig vom Ursprung der Menschen sind.
 Butternut,Reis,Bohnen,Chicken
 Boerewors mit Käsesauce (tut mir leid wegen der Qualität)
Ja, auch diese Würmer habe ich probiert (sehr knusprig)




Wobei wir auch beim nächsten Thema sind: "Südafrika-> Rainbow Nation?"
Es stimmt, in Südafrika wohnen so viele unterschiedliche Nationen nebeneinander und es gibt nicht ohne Grund 11 Amtssprachen, wobei Afrikaans(ähnelt dem Holländischen) hauptsächlich von Weißen gesprochen wird, Zulu, Tswana und Xhosa von den Schwarzen und es gibt auch viele mit britischem Ursprung und die sprechen dann natürlich Englisch als Muttersprache. Allgemein kann man aber sagen, dass so gut wie jeder hier als Zweitsprache Englisch spricht und es auch gut beherrscht, natürlich aber mit unterschiedlichen Akzenten.
Nun ja, wie funktioniert denn eigentlich das Zusammenleben? Ich kam her mit dem zugegeben naiven Gedanken, dass das Ende der Apartheid nun 20 Jahre her sei und dass ja vor Allem die jüngere Generation sich von dem Gedankengut der Rassentrennung befreien kann. 
Natürlich gibts viele Jugendliche die keinen Unterschied zwischen schwarz und weiß sehen. Aber leider konnte ich dies bisher nicht hier in Pretoria sehen. Es gibt Clubs in denen fast nur Weiße feiern, wiederum gibt es Club in denen nur Schwarze zu sehen sind. 
Wenn wir anderen weißen Jugendlichen erzählen, dass wir viel zu Fuß unterwegs sind oder auch mal ein Minibustaxi nehmen (welches eigentlich nur Schwarze benutzen), halten sie uns für lebensmüde und verrückt. Ich sag nicht, dass man die Kriminalität in dieses Land unterschätzen sollte, aber wenn man sich an gewisse Regeln hält (keine Wertsachen offen zeigen, nicht im Dunkeln durch die Gegend laufen), dann sollte man keine Probleme bekommen. Aber ich halte es nicht für richtig, paranoid zu sein und für jede 100m ein Auto zu benutzen, wie es die Weißen oft tun.
Natürlich habe ich auch viel mit den Leuten über die Apartheid und die Entwicklung Südafrikas gesprochen und in diesen Gesprächen habe ich gemerkt, wie wütend vor allem weiße Studenten sind. Und diese Wut kann ich teilweise auch nachvollziehen. Denn eigentlich sollte mit Abschaffung des Apartheid Regime auch die Rassentrennung abgeschafft werden und es sollte kein Unterschied mehr zwischen den Rassen geben. Aber wie kommt es dann, dass man bei jeglichen Papieren (zb. Uni Einschreibung) ankreuzen muss, ob man black, white oder coloured ist? Wie kommt es dann, dass Schwarze einen schlechteren Schulabschluss brauchen als Weiße, um bei der Uni angenommen zu werden? Ist es gerecht, dass die Weißen viel schlechtere Chancen auf einen Arbeitsplatz haben, als die Schwarzen?
Legitimiert werden diese Gesetze damit, dass die Schwarzen aufgrund Geldmangels, welcher eine der Auswirkung der Apartheid ist, Schwierigkeiten auf einen guten Schulabschluss haben und deswegen bevorzugt werden müssten, um einen Ausgleich zu schaffen. Aber sind diese Maßnahmen richtig? Wird dadurch nicht provoziert, dass die Kluft zwischen weiß und schwarz noch größer wird, weil die Weißen so wütend sind? 

Ich habe euch nun erzählt, wie ich es in Pretoria beobachtet habe. Dies ist der Grund, wieso ich meine freien Wochenenden sehr gerne in Johannesburg verbringe. 50 Minuten Zug fahren und man befindet sich in einer ganz anderen Welt. Vor allem in dem Studentenviertel Braamfontain gibt es Clubs, Bars und Märkte, wo Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben zusammensitzen und die gemeinsame Zeit genießen. Auch Pärchen mit unterschiedlichen Hautfarben sieht man oft. Die Atmosphäre ist friedlich und hier hat man das Gefühl, dass es die Apartheid nie gegeben hätte.



Ich weiß, dass es für mich schwierig ist, eine differenzierte Meinung dazu zu bilden, denn noch habe ich einen relativ oberflächlichen Blick auf diese Dinge, denn ich bin nun auch erst 3 Monate hier. Ich werde euch wissen lassen, wie ich am Ende meines Aufenthaltes über diese Dinge denken werde.

Soweit erstmal, wie eh und je bin ich natürlich gespannt auf eure Meinungen und Anmerkungen. Kommentiert einfach oder schreibt mir. :)

 Ein "kleiner" Beweis dass ich wirklich in Afrika bin .. Diese Spinne bei uns im Haus war riiieeesig! 


Freitag, 3. Oktober 2014

ABBA House - tiefere Einblicke


Grundlegende Infos habt ihr von mir ja schon bekommen, aber nun möchte ich euch einen tieferen Einblick gewähren und euch einfach mal erzählen, was ich hier denn den ganzen lieben langen Tag so mache.

Geweckt werde ich um 4 Uhr morgens von unseren zwei Hähnen, die munter um die Wette schreien. Der Schlafplatz unserer Hühner ist nämlich leider vor unserem Zimmer auf einem Baum,sodass man sie morgens einfach nicht überhören kann. Glücklicherweise dauert diese Prozedur nur etwa 15 Minuten, sodass man danach wieder gut weiterschlafen kann. In der Regel stehe ich dann so gegen 7 Uhr auf und seit heute habe ich mir sogar vorgenommen jeden morgen vor der Arbeit, die um 8 beginnt, joggen zu gehen. Mal sehen, wie lange ich das so durchhalte. Mir graut es nämlich davor, wie viele andere Freiwillige hier, während meines Jahres 10 Kg zuzunehmen. Und auch meine Arbeitskolleginnen wiederholen ständig, dass ich einen „African Body“ bekommen werde.



Kommen wir mal weg von meinen „Gewichtsproblemen“ und widmen uns meinem Tagesablauf.

Um ca 8 Uhr beginnen Laura und ich mit der hauseigenen Nursery School (Kindergarten). Hier befinden sich immer unterschiedlich so zwischen 4-8 der jüngeren Kinder (2-3 Jahre alt). Es wird versucht, die älteren Kinder in den örtlichen Kindergarten zu bringen, jedoch werden dafür immer wieder Sponsoren gesucht, die dies finanzieren. Oftmals wird kein Sponsor gefunden, sodass die älteren Kinder bei uns mit den jüngeren zusammen im Kindergarten sind und oftmals unterfordert sind. Also wenn jemand dies liest und gerne den Kindergartenbesuch eines Kindes finanzieren möchte, bitte bitte melden!



Unsere School beginnt immer mit der Begrüßung und der Bible Story. Hierbei wird versucht, den Kindern Gott und die Bibel näherzubringen und es wird immer wieder betont, dass Gott sie liebt und auf sie aufpasst. Auch wenn die Kinder den Inhalt der Geschichten oft aufgrund der Sprachbarriere nicht verstehen, ist dies genau DAS, was sie verstehen und es ist in deren Situation auch einfach das Wichtigste.

Nach der Geschichte wird dann gesungen. Am liebsten singen die Kinder „I am special, I am special, don't you see? Someone very special 'cause God made me.“

Danach üben wir mit den Kindern ,je nach Thema der Woche, Farben, Zahlen, Formen, Tiernamen und und und. Manchmal wird auch gebastelt, sich verkleidet oder worauf man einfach grade Lust hat. Der Kreativität wird keine Grenzen gesetzt. :)

Nach dem morgendlichen Snack gehen wir dann nach draußen in unseren wunderschönen Garten, in dem ein Trampolin, Sandkiste, Schaukeln und Klettergerüste zu finden sind. Dort wird dann bis zur Lunchtime gespielt und getobt. Vor jedem Essen wird gebetet: „For the food we're about to receive we thank you, oh Lord, Amen.“ Nach dem Essen halten die Kleinen ihren Mittagsschlaf und Laura und ich haben dann ein bisschen Zeit zu entspannen.



Nachmittags kommt dann nochmal ordentlich was auf uns zu: Die Jungs von der Schule abholen.

Man muss sich vorstellen: Hinweg 10 Minuten, Rückweg 45 Minuten. Mittlerweile sind es 6 Jungs, die wir mehr oder weniger hinter uns herziehen müssen oder die wir davor bewahren müssen, vor die Autos zu springen. Wenn wir dann wieder im ABBA House angekommen sind ist die Erleichterung groß und wir sind auch schon fast am Ende unseres Arbeitstages angekommen. Manchmal helfen wir dann noch, die Kinder zu waschen, Zähne zu putzen und ins Bett zu bringen, aber eigentlich haben wir um 17 Uhr Feierabend. Es kommt dann eben immer noch darauf an, wie viel Kraft man noch besitzt.

Aber egal, wie anstrengend die Arbeit manchmal ist, ich bin mir absolut sicher, dass ich die richtige Wahl getroffen habe und ich hierhergekommen bin. Jedes einzelne Lächeln der Kinder macht auch mich zufrieden und ich freue mich, für sie da sein zu dürfen.



 

Samstag, 20. September 2014

Was ist typisch Südafrika? (Teil 1)


Auf den Tag genau ist nun ein Monat um und ich muss wirklich sagen: Bis jetzt habe ich eine unglaublich ereignisreiche und wertvolle Zeit gehabt und ich blicke zuversichtlich auf die weitere Zeit und die tollen Erfahrungen, die ich hier bekommen werde.

Man lebt hier einfach so in den Tag hinein, wochenlange Planung kennt man nicht. Spontanität ist gefragt! Und Geduld, eine Menge Geduld. Wobei wir auch beim Thema meines Blogeintrags wären: Was ist typisch Südafrika?

Da hätten wir einmal das allgemein bekannte afrikanische Zeitverständnis. Dabei kann aus einem „I do it now.“ auch mal ein „Ich mache es irgendwann mal heute oder vielleicht auch morgen.“ werden. So kommt es dazu, dass wir immer noch und wahrscheinlich auch noch einige Wochen auf unser Waschbecken warten müssen,welches sogar unserer Vorgängerin schon länger versprochen wurde. Naja, ich will natürlich nicht meckern, denn wir haben hier sogar unsere eigene Dusche und unsere eigene Toilette! Übrigens gibt es neben dem „now“ auch noch ein „now-now“,was wohl dem deutschen „Jetzt“ entsprechen soll, aber so ganz hab ich da auch noch nicht durchgeblickt.



Kommen wir nun mal zum Thema Straßenverkehr. Dass man hier keine praktische, sondern nur eine theoretische Führerscheinprüfung absolvieren muss, um seinen Führerschein zu bekommen, merkt man leider auch auf den Straßen. Um das Auto fahren zu lernen, wird ans Fenster hinten ein „L“ geklebt und so darf man dann mit Mami oder Papi ohne jegliche Erfahrung durch die Gegend düsen, bis man dann seine theroetische Prüfung absolviert. So kommt es dann, dass oftmals anstatt den Blinker zu benutzen, irgendwelche Handzeichen aus dem Fenster gegeben werden, rote Ampeln überfahren werden, ohne Grund gehupt wird und und und. Es werden außerdem die verrücktesten Dinge auf Ladeflächen transportiert und nachdem diese dann ganz provisorisch befestigt werden, geht’s auf die Highways. Auch werden oft Menschen auf diesen Ladeflächen transportiert.

Daneben gibt’s dann auch noch die Minibustaxis, welche aller Anschein nach ihre eingebaute Vorfahrt haben. Diese Minibustaxis werden fast ausschließlich von der schwarzen Bevölkerung genutzt und sind DAS Fortbewegungsmittel. Ich hatte auch schon das Vergnügen eines zu nutzen und abgesehen davon, dass sie wie viele Autos hier keine Sicherheitsgurte besitzen, man mit ca 15 Leuten kuscheln muss und man hoffen muss, dass es nicht auseinanderbricht, ist es eine gute Möglichkeit von A nach B zu bekommen, vor allem wenn man wie wir kein Auto zur Verfügung hat.

Übrigens werden die Ampeln hier Robots genannt und es befinden sich immer vor und nach der Kreuzung Robots, sodass man sozusagen über eine rote Ampel fährt, wenn man in eine Straße abbiegt. Wenn man außerdem im Supermarkt rote,gelbe und grüne Paprikas im Dreierpack kauft, werden diese „Robot Peppers“ genannt. Das hat mich dann doch ein bisschen zum Schmunzeln gebracht. :)



Soweit so gut. Das waren erstmal meine allerersten Eindrücke vom typischen Südafrika. Es wird aber in jedem Fall noch ein zweiter Teil kommen !

Aber erstmal werde ich euch die nächsten Tage ein Update vom ABBA House und einen Überblick über meine Aufgaben und mein Tagesablauf geben. Es tut mir übrigens sehr Leid, dass es bisher kaum Fotos gab. Ich darf aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Bilder von den Kindern hier veröffentlichen. Es gibt jedoch Bilder und wer sich für diese interessiert, dem kann ich gerne einige per Mail senden, das geht nämlich in Ordnung. Aber ich werde auf jeden Fall hier noch einige Bilder vom Haus veröffentlichen.



Ganz liebe Grüße von mir ! :)

Mittwoch, 3. September 2014

Let's begin!

Wow, bald bin ich schon 2 Wochen hier und so langsam kehrt der Alltag ein. Ich hab mir gedacht, dass nun ein guter Zeitpunkt sei, euch ein bisschen vom Projekt und meiner Arbeit hier zu erzählen.
Aber beginnen möchte ich gerne mit meinem On Arrival in Johannesburg . Nachdem wir am Flughafen von zwei AFS Mitarbeitern abgeholt wurden, ging es für uns in ein Hotel, in dem wir bei einem Seminar noch einiges an Informationen und Verhaltensregeln mit auf den Weg bekommen haben. Des Weiteren haben wir uns mit der Frage beschäftigt, warum man denn eigentlich ein Volunteer sein möchte und was es eigentlich bedeutet.
Die drei Tage waren sehr schön, um mit der vertrauten Gruppeunser großes Abenteuer zu beginnen ( auch wenn leider einige nicht dabei waren, da es mal wieder Visumsprobleme gab.. Ich drück euch die Daumen, dass die Ausreise bald klappen wird!).
Nach dem On Arrival ging es dann mit dem Gautrain für Laura (meine Mitfreiwillige) und mich nach Pretoria zu unserem Pojekt. Ganz nach dem südafrikanischen Motto „I don’t follow time, I have time“ haben wir unseren Zug verpasst und kamen etwas verspätet in Pretoria an. Das war aber wohl nicht so ein großes Problem und wir wurden dort von einer netten Frau abgeholt, die hier im Projekt als Local Volunteer arbeitet.
Als wir dann im ABBA House ankamen, wurden wir schon von einer Gruppe kleiner Zwerge begrüßt und haben dann auch gleich mit ihnen gespielt.
Wir haben hier momentan 10 Toddler (1 ½ - 5 Jährige) und 4 Babys, von denen 2 nur tagsüber hier sind und nachts bei Caremums schlafen. Laura und ich haben Glück, denn bis Mittwoch ist Milena noch hier (die alte deutsche Freiwillige, die hier 10 Monate verbracht) und sie hat uns bisher super „eingearbeitet“ und uns alles gezeigt. Dafür bin ich ihr total dankbar!  Lauras und meine Aufgabe ist es und wird es hauptsächlich sein, uns um die Toddler zu kümmern. Morgen beginnen wir um ca halb 9 mit dem hauseigenen Kindergarten. Dort singen, basteln, lesen und lernen wir mit den Kindern. Viel Erfahrungen haben wir in dem Bereich zwar nicht, aber durch die Tipps von Milena und ein bisschen Kreativität bin ich ziemlich zuversichtlich, dass wir das ganz gut packen werden.  


Was jedoch oft zu einigen Schwierigkeiten führt, ist die Sprachbarriere. Aufgrund der vielen Amtssprachen Südafrikas (11 an der Zahl) sprechen die Kinder, die zu uns kommen, kein Englisch 
sondern nur die in Pretoria üblichen Sprachen Tsuana und Zulu. Wir haben auch einige weiße Kinder hier, die nur Afrikaans sprechen können. Gerade den älteren Kindern fällt es schwer, die in Südafrika sehr wichtige Sprache, Englisch, zu lernen. Aber mit viel Geduld klappt das mit dem Englisch lernen ganz gut und vor allem die Kinder, die schon länger hier sind, können sich ganz gut verständigen und verstehen so gut wie alles.
Die Arbeit hier macht mir wirklich total Spaß, aber was mir momentan noch ein bisschen schwerfällt ist das Thema Distanz (im mentalen Sinne). Wie nah lass ich die Kinder an mich ran? Wie stark darf die Bindung sein ? Was für eine Beziehung kann ich mit den Kindern eingehen, um deren Situation im Nachhinein nicht zu verschlimmern? Denn sicher ist: Das ABBA House ist nur eine vorrübergehende Lösung für die Kinder, denn es wird versucht, sie so schnell wie möglich weiterzuvermitteln (entweder in ihre Familien zurück, zu Tante und Onkel oder in Pflege-bzw.Adoptivfamilien). Schon jetzt nennen manche Kinder mich Mama und wenn die Beziehung zu eng ist, werden die Kinder, wenn sie das ABBA House verlassen, wieder eine wichtige Bezugsperson verlieren und auch mir würde das sehr nahe gehen. Man muss also versuchen, den Kindern zu zeigen,
 dass sie geliebt werden, aber trotzdem eine gewisse Distanz bewahren. Das klingt total paradox, aber ich werde sicher herausfinden, was für mich die beste Lösung in dieser Hinsicht ist.
So weit so gut. Ich glaube dieser Eintrag reicht, um einen kleinen Einblick zu gewinnen. Ich würde mich total über Kommentare, Anregungen und/oder E-Mails von euch freuen.
Ganz liebe Grüße aus Pretoria!  

Pretoria bei Sonnenuntergang-total schön !

 
Laura und ich vor den Union Buildings (Regierungssitz Südafrikas) und Mandela Statur in Pretoria :)